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Under the Sun, Over the Moon, and Down to Earth

Under the Sun, Over the Moon, and Down to Earth

Florian Mehmeti Löffler / Emily Jones / Maximilian Arnold & Ørjan Einarsønn Døsen / Luis Einhauser / Manuela Gernedel & Fiona Mackay / Viktor Briestensky / Morag Keil / Ella CB / Emilie Viktoria Kjær / Annkathrin Kluss

TOR Art Space stellt Kunststudenten*innen und jungen Künstler*innen einen Ausstellungsraum am Allerheiligentor in Frankfurt am Main zur Verfügung. Als Zwischennutzung stellt der Projectspace einen Ort des Umbruchs dar und führt von einer Existenz zur nächsten. Im Gegensatz zum White Cube – als stereotypisches Ausstellungsformat – halten sich die Räumlichkeiten des Tor Art Space in ihrer Erscheinung nicht zurück und proklamieren keine Neutralität. Vielmehr bröckelt hier die Geschichte von den Wänden, ihre kulturelle Identität: Sie liegt in der Wandfarbe, schimmert durch die Beleuchtung, materialisiert sich im Interieur und verräumlicht sich in der spezifischen Raumarchitektur. Beim Betreten projiziert der Besucher ganz automatisch Assoziationen von Vergangenem in die fast leeren Räumlichkeiten. So entstehen vor dem eigenen inneren Auge Bilder von bekannten Abläufen einer Autowerkstatt, die Gesellschaft einer Bar tut sich auf, so wie die Machenschaften eines dunklen Kellergewölbes.

Was sich hier andeutet, ist die (in den Sozialwissenschaften lang diskutierte) relationale Dynamik zwischen Raum und Körper, Raumgefühlen und Gefühlsräumen. Durch ihre materielle Bestimmtheit legen Räumlichkeiten nicht nur eine Funktionalität offen, sondern erschaffen auch emotionale Räume, bzw. zeigen sich als Teil von diesen. Emotionale Räume, die beim Subjekt bestimmte Gefühle, Affekte und Verhaltensweisen hervorrufen, aber auch gleichzeitig von diesen bestimmt werden. Hier zeigt sich die duale Qualität von Räumen, welche gleichzeitig eine regelnde soziale Struktur und das Produkt eines performativen Handlungsvollzugs darstellen. Dieses Verhältnis ist weder zufällig noch ist es ein für alle Mal festgeschrieben. Emotionen, die an bestimmte Räume gekoppelt sind, können sich über die Zeit verändern und dieselben Räume können in verschiedenen Menschen sehr unterschiedliche Emotionen auslösen.

Ausgehend von dieser Prämisse und von der Mehrschichtigkeit des Tor Art Space arbeitet die Ausstellung „Under the sun, over the moon, and down to earth.“ mit den spezifischen räumlichen Qualitäten des TOR Art Space und geht so der Bestimmbarkeit und dem Potenzial von emotionalen Räumen nach. Durch orts- bzw. raumspezifische Arbeiten transformieren die eingeladenen Künstler*innen die vorgefundenen Räumlichkeiten zu neuen Erfahrungsräumen und legen dabei gefühlsräumlichen Prozesse und Fragestellungen offen: In welchem Mächteverhältnis stehen die Körperlichkeit von Raumgefühlen und die Materialität von Gefühlsräumen? Wie interagieren Raum- strukturen mit emotionalen Mustern? Wie ist die politische Qualität von Gefühlsräumen zu bewerten, und deren Potential, Machtstrukturen zu de/stabilisieren?

Die Ausstellung „Under the sun, over the moon, and down to earth.“ wurde von einem performativen Rahmenprogramm begleitet.

Kuratiert von Hendrike Nagel.

Künstlerische Koordination: Janusch Ertler